Lenord+Bauer und ITK Engineering optimieren die Lokalisierung von Zügen
Für den Zugverkehr von Morgen ist es eine der großen Herausforderungen: die Taktung der Züge erhöhen, ohne dabei neue Gleiskilometer verlegen zu müssen. Entscheidend dafür ist eine optimale und sichere Lokalisierung des einzelnen Zuges. Denn je exakter der Bahnbetreiber weiß, wo sich seine Züge befinden, desto flexibler und kürzer kann er die Abstände takten, in denen diese fahren. Deshalb arbeitet ITK Engineering seit 2020 an der Lokalisierungslösung MAROS (Magnetic Railway Onboard Sensor). Sie hilft, die Position von Zügen kontinuierlich, sicher und gleisgenau zu bestimmen. Nun hat das Unternehmen eine Partnerschaft mit dem Sensorhersteller Lenord+Bauer geschlossen mit dem Ziel, MAROS weiterzuentwickeln und schnell auf den Markt zu bringen.
Strategische Partnerschaft, um die Verkehrswende mitzugestalten
„Wir freuen uns sehr, mit Lenord+Bauer einen exzellenten Partner gefunden zu haben, um die Erfolgsgeschichte MAROS fortzuschreiben“, sagt Andreas Hohl, Leiter des Geschäftsbereichs Bahntechnik bei ITK. Das deutsche Familienunternehmen aus Oberhausen entwickelt und vertreibt seit über fünfzig Jahren Produkte und Systeme zur automatisierten Drehzahl-, Positions-, Beschleunigungs- und Temperaturerfassung, insbesondere Sensoren für Schienenfahrzeuge. Ulrich Rink, Leiter der Business Unit Mobility bei Lenord+Bauer, ergänzt: „Für uns ist die Zusammenarbeit mit ITK Engineering eine spannende und vielversprechende Reise, um mit intelligenter Sensorik den Zugverkehr auf das nächste Level zu heben. Wir wollen helfen, die Kapazität bestehender Gleisnetze zu erhöhen und damit den CO2-Fußabdruck der Fahrgäste zu reduzieren“.
Lösung misst den individuellen magnetischen Fingerabdruck der Schiene
Der Sensor wird an der Unterseite des Zugfahrzeugs angebracht und misst dort während der Fahrt mittels des magnetischen Feldes die ferromagnetischen Eigenschaften der jeweiligen Gleisabschnitte. Da diese so individuell sind wie ein menschlicher Fingerabdruck, kann jedem Abschnitt eine klare Position zugeordnet werden. „Die ausführlichen Testfahrten in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben gezeigt, dass sich so Züge gleisgenau und kontinuierlich lokalisieren lassen“, erklärt Dr. Tobias Hofbaur, Programmmanager im Geschäftsbereich Bahntechnik bei ITK.
Die individuelle Ortssignatur wird während der Fahrt permanent in Echtzeit einer exakten geographischen Position zugeordnet. Dafür hat ITK eine Software-Lösung inklusive intelligenter Algorithmen entwickelt. Jede Bahnstrecke wird initial einmal abgefahren und vermessen, bevor diese magnetischen Daten mit dem Kartenmaterial der Streckenortslage übereinandergelegt werden. Danach kann jeder Zug sicher lokalisiert werden oder seine Messdaten für weitere Analysen des Infrastrukturbetreibers an das Backend senden. Durch die Unabhängigkeit von zusätzlichen Elementen wie Balisen oder auch GNSS eignet sich MAROS für Vollbahnen sowie Nebenbahnen und Metros gleichermaßen.
Lenord+Bauer mit jahrzehntelanger Sensorexpertise
Lenord+Bauer wird künftig die Sensoreinheit entwickeln und dabei seine Expertise im Bereich der Sensorentwicklung für die Bahnindustrie einbringen. Konkret handelt es sich um ein spezielles Sensorarray, das auf einzelnen Magnetfeldsensoren basiert. Diese Einheit wird an den beiden Seiten des Drehgestells oberhalb der Schienenoberkante montiert. „Wir kennen die in der Anwendung herrschenden Bedingungen sehr genau“, sagt Rink. „Vibration, Schmutz und schwankende Temperaturen wirken hier permanent auf den Sensor, weshalb wir diesen besonders robust konzipieren müssen.“
Digitale Schiene Deutschland nutzt MAROS im Forschungsumfeld
Die Partnerschaft zwischen ITK Engineering und Lenord+Bauer zielt darauf ab, den Sensor weiterzuentwickeln, zu testen und zügig in den Markt zu bringen. Bereits seit 2023 ist der Sensor Teil des Forschungsprojekts „AutomatedTrain“ der Digitalen Schiene Deutschland, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) mit rund 42,6 Millionen Euro gefördert wird. Hier arbeitet ITK Engineering mit Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft an vollautomatisierten Bereitstellungs- und Abstellungsfahrten.